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Bernd Baumgart​

In einem Gespräch mit Bernd Baumgart fiel der Satz „Es geht um Malerei, nicht um Themen“.
Das ist genau der Punkt: Baumgart ist Maler, nicht Illustrator von Themen oder Ideen. Was ihn interessiert und woran er seit Jahren stetig arbeitet, ist die Entwicklung und Vervollkommnung seiner Malerei. Von einer übergenauen, bis ins letzte Detail ausge-führten kleinstteiligen Tafelmalerei hat er sich über Leinwandbilder - immer noch figürlich – hin zu stärker abstrahierenden Bildern zunehmend „locker“ gemalt.
Auch was das Gegenständliche seiner Bilder betrifft, ist er mit den Jahren immer freier geworden. Seine gemalten Imaginationen, die zunächst wohlvertraute Gegenstände befremdlich kombinierten, gerieten immer mehr in Fluss, bezogen karikierend-ironische Momente ein, ließen immer mehr Fragmentarisches zu, eingebettet in rein malerische Strukturen, ...
Offenkundige Anregungen, Bildwelten, die er sich anverwandelt, sind für Bernd Baumgart die Malerei des späten Mittelalters und der Renaissance, der Verismus der zwanziger Jahre und der phantastische Realismus. Das sind zunächst bloß äußerliche Ähnlichkeiten und Bezüge, welche Haltung damit vermittelt wird, ergibt sich eher aus den Brüchen in den Bildern, gegenständlichen wie formalen oder aus Baumgarts Spiel mit den Titeln seiner Bilder – häufig ironische Kommentare. Das auf den ersten oder auch erst zweiten Blick Rätselhafte in seinen Gemälden, die durchweg als Vexierbilder erscheinen (in ihrer Gestalt verbirgt sich ein ganz anderer Gehalt), darin, dass sie sich nicht völlig auflösen lassen, spricht sich ein wesentliches Charakteristikum dieser Malerei wie ihres Malers aus: ihr Manierismus.
Manierismus meint hier nicht den kunsthistorischen Stil-Begriff zwischen Renaissance und Barock, sondern eine künstlerische Haltung, die überzeitlich ist und als Gegenposition zur klassischen Kunst immer wieder zum Vorschein kommt, ob in der Romantik, dem Symbolismus, dem Jugendstil oder dem Surrealismus. Solche Kunst, die von Verblüffung und Irritation lebt, das Rätsel und das Spiel mit Verweisen liebt, ist sowohl Quelle wie Herausforderung als auch wesentlich für die eigene Praxis Baumgarts.
Je differenzierter die Oberflächen werden, desto unglaubwürdiger und undurchdringlicher werden die imaginären Bildräume. Hier fügt sich die Lust am Malen mit der am Verrätseln zu heiter-bedrohlichen Arrangements
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Text von Theo Immisch

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